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Gründung 13. Januar 1946

Der 13. Januar 1946 gilt als Gründungstag der Ackermann-Gemeinde. Am Anfang stand ein Sühne- und Gelöbnisgebet. Diese haben die Gründungsväter unserer Gemeinschaft gebetet.

Das Sühne- und Gelöbnisgebet zum Downloaden hier.

Kein Verein selbsverliebter Betriebsamkeit

Der Ehrenvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Dr. Walter Rzepka zieht eine Zwischenbilanz und schildert künftige Herausforderungen:

 

Am 13. Januar 2016 wird die Ackermann-Gemeinde 70 Jahre alt. In diesen 7 Jahrzehnten hat sie viel bewegt: Gegründet als eine Gemeinschaft katholischer Sudetendeutscher hat sie weit über den Kreis ihrer Mitglieder hinaus dazu beigetragen, daß die Vertriebenen ihre materielle und seelische Not überwinden, in der deutschen Gesellschaft Fuß fassen und dabei ihr kulturelles Erbe bewahren konnten. Sie hat es verstanden, die Verbundenheit mit der alten Heimat nicht in Nostalgie erstarren zu lassen, sondern als Grundlage eines solidarischen Netzwerks zur Unterstützung der dort verfolgten Christen und der heimatverbliebenen Deutschen nutzbar zu machen. Und sie hat eine auch selbstkritische Auseinandersetzung mit der Vertreibung, eine abwägende Diskussion über Recht und Schuld, und schließlich einen Prozess der Versöhnung von Deutschen, Tschechen und Slowaken in Gang gesetzt. Was für die Nachgeborenen nur historische Fakten sind, ist für diejenigen, die als Angehörige der Erlebnisgeneration daran mitgearbeitet haben, Teil ihrer Lebensgeschichte. Ihre letztlich religiös motivierte Zusammenarbeit hat sie zu einer Gemeinschaft verbunden, die mehr ist als nur ein Verein. Grund genug, mit einer Jubiläumsfeier für all das zu danken, was gemeinsam gelungen ist.

Diese Rückschau auf die vergangenen Jahrzehnte ist freilich nicht schon Endergebnis, sondern vielmehr Zwischenbilanz - Erfolgsgeschichte und zugleich Ausgangspunkt einer Reflexion über künftige Herausforderungen. So hat es die Ackermann-Gemeinde immer gehalten. Darum konnte sie sich weiterentwickeln, neue Aufgaben anpacken und dabei doch ihre Identität bewahren.

Bei aller Offenheit für neue Aufgabenschwerpunkte bleiben aber zwei Wesensmerkmale der Ackermann-Gemeinde unveränderlich:

- Sie wurde immer und wird auch heute getragen von Menschen, für deren Leben Böhmen, Mähren, Schlesien und die Slowakei wichtig sind. Das heißt nicht, daß sie dort geboren sein müssen. Selbst in der Frühzeit der Ackermann-Gemeinde war sudetendeutsche Abstammung zwar die Regel, aber nicht zwingend. Inzwischen hat es der Generationenwechsel deutlich gemacht: Eingeladen sind alle, die erkannt haben, dass es Europa auch jenseits von Böhmerwald und Erzgebirge gibt, daß uns mit den Menschen, die dort wohnen, vieles verbindet und daß Aufbau und Pflege guter Nachbarschaft für ein friedliches Zusammenleben in der Mitte Europas wichtig sind. Auf ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und ihrer Empathie für die Nachbarn beruht unsere Arbeit.

- Zum anderen ist die Ackermann-Gemeinde eine Gemeinschaft in der katholischen Kirche. Von daher bezieht sie die Motivation für ihre Arbeit  und die inhaltlichen Maßstäbe, nach denen sie ihr Handeln ausrichtet. Ökumenisch offen sucht sie christliche Wertvorstellungen zur Geltung zu bringen.

Dass sich eine Gemeinschaft, die diese beiden Qualitäten aufweist, innerhalb der Zivilgesellschaft engagiert, hat wie in der Vergangenheit so auch heute einen guten Sinn. Die Ackermann-Gemeinde mit ihren speziellen Fähigkeiten bleibt gefordert. Zwei Aufgabenfelder drängen sich auf:

- Sie muss daran arbeiten, dass die Vorbehalte abgebaut werden, die immer noch hüben und drüben gegenüber den Menschen des anderen Landes zumindest latent fortbestehen. Trotz der erfolgreichen politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist das Denken und Fühlen breiter Bevölkerungsschichten über die Nachbarn noch zurückhaltend. Man ist sich zwar nicht feind, bleibt aber auf Distanz. Damit nicht diese gesellschaftliche Stimmung eines Tages wieder politisch relevant wird, gilt es, das gesellschaftliche Bewusstsein zu verändern und unter den Menschen beiderseits von Böhmerwald und Erzgebirge eine positive Einstellung zu den Nachbarn zu wecken. Dabei wird sich die Ackermann-Gemeinde in erster Linie um die deutsche Gesellschaft zu bemühen haben. Sie sollte aber auch die tschechische und die slowakische Gesellschaft im Blick behalten.

- Ein zweites Aufgabenfeld der Ackermann-Gemeinde bleibt es, in den Christen hüben und drüben das Bewusstsein dafür zu wecken und zu pflegen, daß sie ungeachtet der Staatsgrenzen und aller nationalen Unterschiede als Getaufte Glieder einer übernationalen Gemeinschaft sind und sich als solche übernationale Gemeinschaft auch zu Wort melden und Themen, die christliche Werte und Fragen des Friedens berühren, öffentlich zur Diskussion stellen müssen. Die Ackermann-Gemeinde kann zwar eine solche grenzüberschreitende Aktionsgemeinschaft deutscher, tschechischer und slowakischer Christen nicht allein aufbauen. Sie ist aber mehr als andere dazu berufen und dafür qualifiziert, mit Mut und Ausdauer immer wieder Anstöße zu geben und Schritte in diese Richtung zu gehen.  

Das Jubiläumsjahr bietet eine gute Chance, wieder deutlich zu machen, dass die Ackermann-Gemeinde kein Verein ist, der sich selbstverliebt in Betriebsamkeit ergeht, sondern eine Gemeinschaft, die sich dem öffentlichen Wohl verpflichtet fühlt.

Zweites Wunder in Philippsdorf

Die katholische Organisation Ackermann-Gemeinde wurde genau vor siebzig Jahren in München gegründet. Martin Kastler, ihr Bundesvorsitzender und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments für die CSU, hat an dieses Ereignisses in Philippsdorf/Filipov errinert.

Stammen Ihre Vorfahren aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik?
Ja, mütterlicherseits – die Familie meiner Mutter stammt aus Weipert/Vejprty im Erzgebirge. Der andere Teil der Familie stammt aus Franken und Elsass-Lothringen. Ich bin also aus einer zweisprachigen Ehe, man könnte sagen, aus einer europäischen Familie.

Wird in ihrer Familie eine Geschichte über die Vertreibung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs tradiert?
Die Eltern meines Opas und seine Schwester wurden vertrieben. Meine Oma war Tschechin. Der Opa kehrte nach dem Weltkrieg nach Hause zurück und dann musste er zehn Jahre in Bergwerken in Joachimsthal/Jáchymov arbeiten. Er musste ähnlich wie manche anderen Sudetendeutschen, die nicht politisch aktiv waren, eine schwere und gefährliche Arbeit ausüben – sie wurden jahrelang zu Zwangsarbeit eingesetzt. Es war eine Zeit, die meinen Opa sehr beeinflusste, er sprach nicht gern über sie. Ursprünglich war er Handwerker, seine Familie hatte eine Metzgerei, und ein Gasthaus das später vollständig zerstört wurde. Ich war einmal dort, es ist jedoch nichts übrig geblieben.

Wie lange blieb Ihr Großvater in Tschechien?
Für eine lange Zeit. Seine zwei Töchter, eine von ihnen war meine Mutter, wuchsen zweisprachig auf. Als es die Möglichkeit der Aussiedlung gab, also im Jahre 1967, ging die ganze Familie nach Bayern.

Wie oft kommt es vor, dass die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde Vorfahren aus Tschechien haben?Nicht alle haben hier Ihre Wurzeln, aber die meisten schon. Unsere Organisation verbindet Menschen, die die Vertreibung erlebt haben. Wir haben unter uns jedoch auch junge Menschen, die sich allgemein für deutsch-tschechische Beziehungen interessieren.

Sind Sie hier zu Hause?
Ja, ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich fühle mich zu Hause sowohl in Franken (ich bin in Nürnberg geboren, wir wohnen in Schwabach), als auch hier in Prag. Ich bin ein permanenter Grenzgänger.

Fühlen Sie sich von den Tschechen als derjenige aufgenommen, der Anspruch darauf hat, dieses Land als seine Heimat zu betrachten?
Ich fahre seit zwanzig Jahren hierher, ich habe hier studiert, weil ich unsere gemeinsame Geschichte auch von der anderen Seite kennen lernen wollte. Als Student wohnte ich bei den Prämonstratensern in Strahov, ich habe sogar in Prag geheiratet und fahre hierher mit meiner Frau. Ich kann mich an keine negative Erfahrung erinnern. Ja, für andere Studenten war ich der Bayer, alle wussten, woher ich stamme, es wurde nie negativ bewertet.

Treffen Sie manchmal seitens der Sudetendeutschen auf die folgende Ansicht über Tschechen: Zuerst haben sie uns vertrieben oder verhaftet, dann haben sie auf uns vierzig Jahre lang mit Waffen gezielt und jetzt sind sie nicht willens, uns mit der Migrationswelle zu helfen?
Während meines Prager Studiums arbeitete ich auch für Václav Havel, ich habe auf meinem Schreibtisch ein Foto mit seiner Widmung. Damals verlief eine intensive Diskussion über die Deutsch-tschechische Erklärung. Ich hatte eine Stage in Havels Präsidentenkanzlei, beantwortete viele Fragen, die die Erklärung und deutsch-tschechische Beziehungen betrafen – es waren Hunderte und Tausende Fragen. In jener Zeit begriff ich, wie Tschechen ihre Geschichte verstehen, wie sie Europa sehen möchten, welche Stellung sie in Europa haben möchten. Ich kann von mir vielleicht sagen, dass ich dank dieser Erfahrung verstehe, wie sie denken. Was die Migrationswelle angeht, die Menschen sprechen von sich selbst, von ihren Problemen, sie sprechen jedoch nicht miteinander – darin sehe ich ein großes Problem. Es gibt einerseits den Blick, wie er in den Medien präsentiert wird: über Politiker, über Angela Merkel, und über die Haltung der Deutschen  zur Migrationswelle. Andererseits gibt es den Blick, wie wir Deutsche Tschechien, Ungarn und andere Länder, die uns mit der Migrationspolitik nicht helfen möchten, wahrnehmen. Dadurch wird dieser Stereotyp nur gestärkt. Wir sollten mehr Initiativen haben, um miteinander zu sprechen. Die Politiker sollten dazu beitragen, dass keine Barrieren zwischen Menschen und Nationen entstehen und dass man miteinander mehr kommuniziert.

Halten Deutsche die Tschechische Republik, nicht nur wegen ihrer gegenwärtigen Politik, sondern auch wegen ihrer Vergangenheit, für ein problematisches Element?
Ich habe niemals von einem Politiker gehört, dass er das, wie sich die Tschechen in der Zeit der Vertreibung verhalten haben, mit der heutigen Migrationspolitik vergleichen würde. Die Zeit nach dem Krieg kann man nicht mit der gegenwärtigen Situation vergleichen. Die Gründe für die damalige Migration von Menschen waren der Krieg und die Nachkriegsstimmung, jetzt ist der Grund die Not. Damals gab es die Tschechoslowakei und Deutschland, nun gibt es Europa als Ganzes, wohin die Menschen aus anderen Kontinenten kommen möchten.

Wir sollten uns bemühen, alle Stereotypen abzubauen, und zwar auch diejenigen über deutsch-tschechische Beziehungen. Leider bringen oft Journalisten vereinfachende Informationen, womit sie zu Vorurteilen beitragen und Stereotype bekräftigen. Die meisten Menschen in Deutschland kennen westliche Länder und einige Teile Asiens, Mitteleuropa kennt man jedoch aus eigener Erfahrung nur wenig oder gar nicht. Dadurch ist die Rolle der Medien wesentlicher.

Ändern sich in den letzten Jahren die Schwerpunkte der Tätigkeit der Ackermann-Gemeinde?
Gerade solche Organisationen wie die unsrige, die sich mit grenzüberschreitenden Beziehungen beschäftigen, sollen als Brückenbauer dienen, sie sollen die Geschichte sowie die gegenwärtige Situation des anderen Landes erklären. Für die Ackermann-Gemeinde ist das andere Land die Tschechische Republik. Wir sind keine Organisation, die nur die Geschichte untersucht, wir möchten im heutigen Europa aktiv sein, was unsere Arbeit natürlich beeinflusst. Deshalb freue ich mich darüber, dass es in unserer Organisation viele junge Menschen gibt, die keine familiäre Verbindung in Tschechien haben, die sich jedoch als Europäer in der nachbarschaftlichen und regionalen Arbeit engagieren möchten. Wichtig ist für ihre Aktivität der christliche Glauben.

Unsere Leser kennen die Tätigkeit des „Sdružení Ackermann-Gemeinde“ in Tschechien: Vorträge, Messen, Publikationstätigkeit… Womit sich die Mutterorganisation in Deutschland beschäftigt, dass wissen die Leser vielleicht nicht genau. Können Sie uns darüber etwas sagen?
Gerade für das „Katolický týdeník“ ist es wichtig zu sagen, dass sich die Ackermann-Gemeinde aktiv in der schweren Zeit des Kommunismus an der Zusammenarbeit beteiligte, meine Vorgänger hielten während der ganzen kommunistischen Zeit in der Tschechoslowakei Kontakte aufrecht. Sie halfen vor allem der Untergrundkirche, sie unterstützten die Theologiestudenten, sie schmuggelten Literatur, sie feierten gemeinsam heimlich Gottesdienste… Die Kontakte wurden nie abgebrochen.

In der katholischen Kirche auf der deutschen Seite haben wir einen festen Platz. Wir sind keine politische Organisation, von Anfang an sind wir eine Plattform, wo sich Gläubige zu Gottesdiensten und Gesprächen treffen. Wir geben auch Bücher heraus und unsere letzte Publikation handelt über den Wallfahrtsort Altbunzlau/Stará Boleslav. Für die Geschichte unserer Organisation sind auch Pilgerwege und Wallfahrten wichtig. In München haben wir ein Archiv, wo es eine Menge Unterlagen über unsere Hilfe der Kirche in der Tschechischen Republik sowie dem Schulwesen gibt – viele Ackermänner waren nämlich Lehrer. In unserem Archiv gibt es über 1200 Priester, die die Ackermann-Gemeinde in der Zeit des Kommunismus durch Literatur und humanitäre Hilfe unterstützte. Zum Beispiel Herr Kardinal Vlk hat bei uns eine ganze Mappe.

Die Anfänge der Tätigkeit der Ackermann-Gemeinde beziehen sich auf Januar 1946. Die Antwort auf die Vertreibung aus der Heimat war seitens Ihrer Begründer nicht nur Verzeihung, sondern auch Hilfsbereitschaft.
Am Anfang stand das Gebet unseres ersten geistlichen Beirats P. Paulus Sládek. Sein Gebet beschreibt treu die Stimmung unmittelbar nach der Vertreibung. Dabei ist dort verankert, dass wir gläubig sind, dass wir unsere eigene Schuld sehen sollten und dass wir für Versöhnung beten sollten. Ich kenne viele Geschichten von Menschen, unseren Mitgliedern, die in den Orten, aus denen sie vertrieben wurden, eine Kirche oder ein Pfarrhaus renovierten. 

Ich staune darüber, was unsere Vorgänger alles taten, obwohl sie ihre Heimat verloren, die Vertreibung erlebten, nach Deutschland kamen, wo sie nicht willkommen geheißen wurden. Sie wurden oft als „Rucksack-Deutsche“ beschimpft. Die Flüchtlinge hatten nach der Vertreibung kein einfaches Leben. Als sie jedoch sahen, wie schlecht es der Kirche in Tschechien geht, wollten sie ihr helfen – auch den Menschen, die dort geblieben sind. Sie setzten sich zum Ziel, anderen in Not zu helfen. Sie selbst waren in Not, sie wusste jedoch, dass es in Tschechien noch schlimmer ist.

Die Integration der Sudetendeutschen im neuen Land war bestimmt nicht einfach.
Meine Vorgänger als Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde haben ihre Heimat nicht vergessen und sie haben sich zugleich vollständig in Deutschland integriert. Unser erster Vorsitzender, Hans Schütz, war ein hochrangiger CSU-Politiker. Er sagte einen Satz, der für die weitere Entwicklung unserer Organisation wichtig war: Wir wollen ein Baustein sein, kein Sprengstoff.

In Deutschland war die Aufnahme der Sudetendeutschen nicht selbstverständlich – auch Politiker unterstützen diese Bevölkerungsgruppe lange nicht. Erst nach vierzig oder fünfzig Jahren konnte man sehen, dass die Integration schließlich gelang und die Mehrheit der Gesellschaft schätzt die Sudetendeutschen. Heute sind die Deutschen stolz auf diese Integrationsleistung. Wir können ein Vorbild für andere darstellen.

Wie hängt die Entstehung der Ackermann-Gemeinde vor siebzig Jahren mit Philippsdorf/Filipov zusammen, wo sie heuer am 13. Januar – am Jahrestag des hiesigen Wunders – ihrer Gründung gedacht haben?
Die Marienerscheinung in Filipov war für die vertriebenen Deutschen eine Herausforderung,  damit auch sie diesen Schmerz annehmen und diesen im Gottvertrauen überwinden konnten. Der Satz Marias an das kranke Mädchen aus Philippsdorf/Filipov: „Mein Kind, ab jetzt heilt es“, war ein Vorbild für sie. Ich weiß nicht, was am 13. Januar 1946 in Philippsdorf/Filipov los war, in München jedoch, in dem katholischen Studentenwohnheim, trafen sich junge vertriebene Deutsche, die der Wallfahrt nach Philippsdorf/Filipov gedachten, wohin sie früher gegangen waren, und sie waren sich einig: Wir möchten keine Höfe und kein Besitz zurück, wir wollen keine Rache. Wir wollen weiter gehen. So etwas schafft nur ein Gläubiger.

Das ist bewundernswert – es waren wahre Christen.
Für uns ist es das zweite Wunder in Philippsdorf/Filipov. Für uns gibt es also nicht nur das Wunder vor 150 Jahren, als hier Magdalena Kade geheilt wurde, sondern es gab noch ein anderes Wunder vor 70 Jahren, dank dem das Werk begründet wurde, das auf der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit, auf Vergebung und Versöhnung begründet ist.

Der Name Ackermann-Gemeinde stammt von der mittelalterlichen Schrift Der Ackermann aus Böhmen. Es handelt sich um ein Gespräch des Ackermanns mit dem Tod, das Thema des Textes ist Schmerz. Diese Gedanken mussten bei ihren Begründern sehr stark auf Resonanz treffen.
Der Grund, warum sie dieses Werk als Grundlage unseres Namens ausgewählt haben, ist heutzutage vielleicht schwer nachvollziehbar. In der Nachkriegszeit, in der jeder einen Schmerz und einen Verlust einer nahen Person erlebt hat, war die Wahl des Namens offensichtlich. Das Gespräch des Ackermanns mit Gott in dem betreffenden Text ist nicht ruhig, es ist eine Auseinandersetzung, fast ein Streit zwischen den beiden, der Ackermann hält es für eine Ungerechtigkeit, dass er seine Frau verloren hat… Die Notwendigkeit, sich mit dem schweren Schicksal zu versöhnen, fand bei unseren Gründern Anklang.

Die Ackermann-Gemeinde wird bestimmt ihren Namen nicht ändern, trotzdem möchte ich Ihnen eine spekulative Frage  stellen: Wie würden Sie Ihre Organisation heute nennen?
Den Namen werden wir nicht ändern, wir brauchen es nicht. Wir benutzen nämlich den Zusatz, dass wir Brückenbauer sind, wir sind Christen in Europa, die sich um eine gute Nachbarschaft zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken bemühen. Das drückt unsere Arbeit aus und zeigt es den Menschen von heute.


Quelle: www.katyd.cz
Autor: Aleš Palán
Übersetzung: M. Kastler, M. Balcarova

Wallfahrt zum Gründungsjubiläum nach Philippsdorf/Filipov

Vor 70 Jahren am Tag der Erscheinung von Philippsdorf/Filipov, trafen sich in München deutschböhmische Katholiken, die zuvor ihre Heimat in der Tschechoslowakei verlassen mussten. Sie sprachen ein Sühne- und Gelöbnisgebet und legten damit das erlittene Schicksal der Vertreibung und ihr Leben vertrauensvoll in Gottes Hände. Diese Zusammenkunft am 13. Januar 1946 in der Adelgunden-Anstalt gilt als Gründungstag der Ackermann-Gemeinde.


"Mein Kind, von jetzt an heilt´s!" Diese Worte Mariens bei der Erscheinung in Philippsdorf im Jahr 1866, vor nun 150 Jahren, können auch für den Weg der Ackermann-Gemeinde mit ihrem Wirken für Dialog und Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen stehen. In Erinnerung an 70 Jahre Ackermann-Gemeinde laden wir die Mitglieder und Freunde unserer Gemeinschaft herzlich am 13. Januar 2016 um 4.00 Uhr morgens zur Teilnahme am tschechisch-deutschen Wallfahrtsgottesdienst in der Philippsdorfer Basilika ein. Hauptzelebrant der Jubiläumswallfahrt ist der Leitmeritzer Bischof Jan Baxant. Die Predigt hält Bischof Wolfgang Ipolt aus dem Görlitzer Nachbarbistum.
Im Anschluss an den Gottesdienst kommen die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde und ihrer tschechischen Schwesterorganisation Sdružení Ackermann-Gemeinde sowie Freunden der Gemeinschaft aus beiden Ländern im Hotel Lužan in Rumburg/Rumburk (Nám. Lužické 16) zu einem Frühstück und um 7.30 Uhr zu einer Feierstunde zusammen. Neben den Grußworten der Bischöfe wird der AG-Bundesvorsitzende Martin Kastler eine Festrede halten.
Zur Wallfahrtmesse und dem anschließenden Programm ergeht herzliche Einladung.